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Die Entwicklung von Autonomie im Jugendalter


Zur Beschreibung der Autonomie bestehen verschiedene Modelle. Steinberg (2005) beispielsweise unterscheidet zwischen emotionaler, kognitiver und Verhaltens-Autonomie. Mit emotionaler Autonomie ist die Abgrenzung des eigenen Ichs von den anderen Familienmitgliedern, insbesondere der Eltern gemeint. Dabei lassen sich drei Facetten voneinander unterscheiden, (a) „Verteidigung der Territorien des Selbst“; Jugendliche definieren gewisse Bereiche als ihr persönliches Hoheitsgebiet und verteidigen dieses. Es handelt sich um zeitliche, psychische, materielle und räumliche Teile (b) die „Deidealisierung“ beschreibt, dass Jugendliche das idealisierte Bild ihrer Eltern korrigieren. Sie erkennen, dass die Eltern nicht allwissend und allmächtig sind. Vielmehr sehen sie die Eltern nun als Menschen mit individuellen Eigenschaften und verschiedenen Lebenswelten, nicht mehr nur als Vater oder Mutter. (c) „Selbstbehauptung“ wird das Bewusstsein des eigenen Standpunktes und Willen verbunden mit der Fähigkeit diesen zu vertreten definiert. Ausserdem Unterschiede zwischen sich selbst und den Eltern zu erkennen und auch auszudrücken. Die Form der emotionalen Autonomie, ob es innere Abkehr von den Eltern bedeutet oder nur Abgrenzung von diesen, ist im Einzelfall abhängig vom Grad der Verbundenheit zwischen den Eltern und Kindern sowie vom Erziehungsstil der Eltern (Beyers & Goosens, 1999; Reinders 2006). Verschiedene Autoren gehen davon aus, dass Autonomie und Autonomiestreben im Verlauf der Adoleszenz immer weiter ansteigen (u. a. Noack und Puschner, 1999). Verhaltensautonomie meint die Selbständigkeit beim Verrichten verschiedener Alltagstätigkeiten. Eltern können diese Entwicklungen erkennen und demzufolge auch funktional fördern und mehr Freiheiten einräumen (Steinberg, 2005). Bei der kognitiven Autonomie geht es um die Entwicklung von eigenen Meinungen und Wertehaltungen. Weiter geht Steinberg (2005) davon aus, dass die Entwicklung der Verhaltensautonomie erst nach der emotionalen und kognitiven Autonomie kommt, nämlich erst in der späten Adoleszenz. Auf der explorierenden Suche nach eigenen Wertehaltungen kann es durchaus zu einer - kürzer oder länger andauernden - radikalen Abkehr von bisherigen Auffassungen der Eltern kommen. Jedoch legen sich diese Konflikte während der Ablösung häufig wieder. Häufig wachsen die Eltern und auch die Adoleszenten an dieser Krise und nehmen neue Erkenntnisse und Perspektiven mit.


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