Zwei Wege ins Unglück?

Wenn einer ins Ausland und die andere bleiben will, kommen die grossen Fragen auf den Tisch. Fernbeziehung? Pause? Oder Schluss? Was selten funktioniert: der faule Kompromiss.

Mein Partner hat das Angebot bekommen, für mehrere Jahre im Ausland zu arbeiten. Ich könnte mitgehen. Doch das kommt für mich überhaupt nicht infrage. Das enttäuscht meinen Partner und wir streiten häufig darüber. Was können wir tun? Franziska S., Fribourg.

Liebe Frau S., Diese Situation hört sich wirklich sehr schwierig an. Viele Paare sehen sich im Verlauf ihrer Beziehung vor solchen grossen, lebensverändernden Entscheidungen: sei es der Kinderwunsch, Karriere-Wechsel oder eben ein Jobangebot im Ausland. Wenn die Bedürfnisse unterschiedlich ausfallen, ist es verständlich, dass diese Erkenntnis sehr schmerzhaft für beide Parteien ist. Ihr Wunsch zu bleiben, ist genauso legitim, wie der Wunsch Ihres Partners, dem beruflichen Angebot zu folgen. Klären Sie mit Ihrem Partner, was die Gründe für seine Entscheidung sind, und erläutern Sie auch die Ihren. So können Sie gegenseitiges Verständnis aufbauen, statt sich zwischen faktischen Argumenten und Streit im Kreis zu drehen. Versuchen Sie, sich zu fragen, was dieser Wunsch mit Ihnen macht, wovor Sie Angst haben und was es für Ihre Beziehung bedeutet. So können Motivationen und Beweggründe für die jeweiligen Wünsche und Entscheidungen erkundet werden. Auch wird so Empathie statt Verteidigung und Beschuldigung gefördert. Überlegen Sie sich, ob für Sie auch andere Beziehungsformen wie eine Fernbeziehung oder eine Beziehungspause infrage kämen. Wichtig ist hier, dass die Vorstellungen und Formen der Beziehung im Voraus klar definiert und abgemacht werden, um Konflikte zu vermeiden. Schlussendlich müssen Sie als Paar, aber auch als Individuen entscheiden, mit welcher Lösung Sie sich abfinden können, ohne sich ständig Vorwürfe zu machen. Doch Sie sind nicht allein: Dass Paare vor solch einschneidenden Entscheidungen stehen, ist keine Seltenheit. Und so geht es nicht darum, dass eine Person «nachgibt», sondern darum, ob und wie es gelingt, trotz unterschiedlicher Wünsche in Kontakt zu bleiben und eine gemeinsame Basis zu finden. Das erfordert Zeit, Geduld und vor allem: den Wunsch, einander wirklich zu verstehen.